Lernreise zum Thema Rassismus
Im Vordergrund ein schwarzer Jesus, im Hintergrund demonstrieren Menschen gegen Rassismus und für Respekt: Das ist das Titelbild des neuen Eulenfisch-Magazins. Am Montag, 4. Juli, erscheint die Sommerausgabe „Black Jesus. Ein Perspektivenwechsel“ des Limburger Magazins für Religion und Bildung in Zusammenarbeit mit Missio Aachen. Als Thema hat die Redaktion Rassismus und Dekolonialisierung gewählt und will die Leserinnen und Leser mit auf eine Lernreise nehmen, um den Blick auf Vertrautes zu überdenken und zu korrigieren, heißt es im Vorwort.
„Ziel muss es immer sein, miteinander ins Gespräch zu kommen und Zuhören zu lernen“, schreiben Martin Ramb, Chefredakteur des Eulenfischs, und Marita Wagner, Missio Aachen, in ihrem Editorial. „Indem wir mit dieser Ausgabe Phänomene unterschiedlicher Verwundungen sichtbar machen und anerkennen, wollen wir helfen, neue Nähe und Begegnungen aufzubauen, damit der Traum von einer Kirche für alle Wirklichkeit werden kann“, heißt es. Dabei habe sich das Redaktionsteam gemeinsam mit Missio Aachen auf einen Selbsterkundungsprozess begeben und ihr Weißsein in den Blick genommen.
Verständnis von Schwarzer Identität
„Wir haben dabei selbst als teilnehmende Beobachter versucht, einen Perspektivwechsel einzuüben: weg von einem weißen Blick auf Rassismus und koloniale Denkmuster hin zu einem selbstbewussten Verständnis von Schwarzer Identität, das versucht, toxische Bilder und Begriffe aus Geschichte und Gegenwart zu erkennen, zu entlarven und hoffentlich hinter sich zu lassen“, schreiben Ramb und Wagner.
Das 132 Seiten starke Heft ist in die Kategorien Perspektiven, Kultur, Forum und Praxis unterteilt. Im Perspektiven-Teil beschäftigt sich Gregor Buß, Professor für Katholische Theologie, Anthropologie, Ethik und Soziallehre, beispielsweise mit Corona und der Frage nach der Aufdeckung kolonialer Denkmuster. Dabei zeigt er auf, was der Westen vom afrikanischen Kontinent lernen kann oder hätte lernen können. Durch viele Infektionskrankheiten, die sich in der Vergangenheit auf dem afrikanischen Kontinent schnell verbreiteten, sei es für die Länder Afrikas möglich gewesen, in Zeiten der Corona-Pandemie schnell zu intervenieren und damit die Ausbreitung des Virus zu unterbinden. Zudem seien viele Länder schnell in der Lage gewesen, flächendeckende Tests anzubieten. „Dass die Entscheidungsträger in Deutschland und Europa nicht stärker auf das Wissen ihrer afrikanischen Kolleginnen und Kollegen zurückgegriffen haben, kann somit als Kurzsichtigkeit oder gar Blindheit kritisiert werden“, schreibt Buß.
Kunstsammlungen aus kolonialer Vergangenheit
Im Artikel „Dekolonisierung und Museumsarbeit“ schreibt Matthias Kloft, Direktor des Diözesanmuseums und Archivar des Bistums Limburg, über die Kunstsammlungen aus der kolonialen Vergangenheit. Während viele Museen sich mit Raubkunst auseinandersetzen müssten, sei dies in den Sammlungen des Limburger Diözesanmuseums nicht der Fall – es gebe lediglich aus Afrika stammende Geschenke von Reisen der Bischöfe nach dem Zweiten Weltkrieg. Wichtig sei es, durch Museumsdidaktik zu verdeutlichen, dass die Vorstellungen von den Gegenständen fremder Kulturen und echte Werke manchmal weit auseinandergingen.
Im Praxisteil stellt Hubertus Holschbach vom Referat Schule und Bildung den digitalen Medienguide für den Religionsunterricht vor. „ru-digital“ heißt dieser und ist erst kürzlich mit dem „Comenius EduMedia Siegel“ ausgezeichnet worden. Anhand des Beispiels Kolonialismus werden auf der Doppelseite einige Unterrichtsstunden, Unterrichtsreihen und Videos zum Thema vorgestellt.